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"Von Beileidsbekundungen am Grab bitten wir Abstand zu nehmen, Kondolenzbuch liegt auf..."

Runde 8: SK Neumarkt I - Zabo-Eintracht Nürnberg I 4,5 - 3,5

Der Stand der Dinge ist denkbar einfach zu beschreiben: Da am Ende dieser Saison die drei Tabellenletzten der Bezirksliga 2/B den Gang in ihre jeweiligen Kreisligen antreten und unsere Mannschaft mit einem Punkt Rückstand auf den Nächsten in der Tabelle Drittletzter ist, können wir die Liga aus eigener Kraft nicht mehr halten! Zudem haben die beiden vor uns, allerdings rechnerisch doch noch in Reichweite liegenden Mannschaften SG Büchenbach/Roth II und SK Neumarkt I in der letzten Runde die beiden schon als Absteiger feststehenden Tabellenletzten als Gegner. Dagegen haben wir gegen den Tabellendritten SC Noris Tarrasch Nürnberg III nicht nur anzutreten, sondern unter allen Umständen zu gewinnen. Das ist unser letzter Strohhalm, der uns aber nur rettet, falls einer der beiden vor uns Platzierten die Gunst der Stunde nicht zu nutzen weiß. Meine persönliche Prognose sieht den SK Neumarkt I nach einem "hart" umkämpften 4-4 gegen den SK Schwabach 1907 I aus dem Abstiegsschneider. Deshalb ruhen meine letzten Hoffnungen auf dem SV Lauf II, da der SG Büchenbach/Roth II selbiges Ergebnis eventuell nicht ausreicht. Vielleicht sollten wir den Mannen um Oliver Puschak einen kleinen Beitrag zu ihrer Feier am Saisonende in Form eines nach Lauf zu rollenden "Fässchens" zur Steigerung ihrer Motivation in Aussicht stellen. Genug davon, der 18. April 2010 wird es weisen!

Auf den ansonsten an dieser Stelle anzutreffenden eher unterhaltsamen Anteil meiner Berichte möchte ich heute aus "Pietätsgründen" vollständig verzichten.

Wie ernst unsere Neumarkter Schachkumpel den Abstiegskampf nehmen, wurde bereits vor dem Wettkampf offensichtlich. Denn mit Markus Regnat wurde ihr nominell erstes Brett, das bisher in dieser Saison noch überhaupt nicht zum Einsatz gekommen war, eigens -per Helikopter(?)- aus Freiburg im Breisgau eingeflogen. Damit hatten sie ein besonderes Ass -nicht Aas(!)- aus dem Ärmel geschüttelt, welches nicht nur Paul Wittmann (Brett 1) als unmittelbar Betroffenen recht unangenehm überraschte, sondern zudem unsere gesamten Partievorbereitungen ins Leere laufen ließen. So gesehen war es kein Wunder, dass Paul nach netto zwei Stunden Spielzeit genug gesehen hatte und sich in einer völlig ausgeglichenen Stellung wegen Perspektivlosigkeit auf Remis einigte. - Etwa zu diesem Zeitpunkt zeichnete sich allerdings schon ab, wie schwer es für uns an diesem Tag werden würde, hatten wir doch vier etwas bis klar schlechter stehende Stellungen, zwei recht ausgeglichene und nur eine deutlich bessere Stellung zu verwalten! Ebenso bahnte sich an etlichen Brettern neuerlich unsere leidige Misswirtschaft mit der Bedenkzeit an. Deren Auswirkung zeigte sich als Erstes durch zwei Remisschlüsse von Peter Ziegler (Brett 4) gegen Wolfgang Kipferl und Thomas Gebhard (Brett 3) gegen Wolfgang Brunner. Zwar waren beider Stellungen ziemlich gleichstehend, doch beide hatten ebenfalls noch knapp zwanzig Züge innerhalb von zirka fünf Minuten zu absolvieren. Und unter diesen Umständen zogen beide den berühmten Spatz in der Hand der unbekannten Taube auf dem Dach eben vor. - Damit stand es 1,5 - 1,5 und es waren zumindest keine weiteren Unentschieden zu erwarten, denn inzwischen standen wir in vier Partien bereits auf Verlust, dagegen nur in einer einzigen auf Gewinn. Dieses Urteil bestätigte sich zunächst mit den Niederlagen von Steffen Winterfeldt (Brett 5) gegen Sebastian Mösl und Natalia Zabarska (Brett 6) gegen Jonathan Helm. Die beiden hatten einen schlechten Tag erwischt und stellten in bereits schwierigen Stellungen in ihrer jeweiligen Zeitnotphase entscheidend Material ein, wodurch wir 1,5 - 3,5 in Rückstand gerieten. - Also war alles aus und vorbei? Nein, denn Thomas Ahlich (Brett 2) glückte plötzlich der Anschlußtreffer! Nachdem es Thomas durch ein Bauernopfer gelungen war, seine Verluststellung gegen Martin Simon in ein wildes Durcheinander zu verwandeln, übersah sein Gegner in der Zeitnotphase ein einzügiges Matt, wodurch wir unerwartet zum 2,5 - 3,5 heran kamen. - Zu diesem Zeitpunkt kam in unseren Reihen plötzlich Optimismus auf, stand doch Andreas Link (Brett 7) nach wie vor auf Gewinn, doch überraschend hatte sich zudem die Position von Hans Ott (Brett 8) zu seinen Gunsten gewendet. Konnten wir den Wettkampf am Ende nun gar gewinnen? Wiederum nein, da Hans in einem womöglich haltbaren Turmendspiel einzügig eben diesen Turm einstellte, den sein Gegner Christian Junker schlichtweg entfernte und so den Neumarkter Mannschaftssieg zementierte. Den 3,5 - 4,5 Endstand stellte schließlich Andreas durch einen von Anfang bis Ende sehr überzeugend heraus gespielten Sieg über Andreas Niebler her. - Da mir dankenswerterweise Wolfgang Brunner die Partien nach Eingabe zusenden wird, werde ich nach deren Analyse baldigst noch ein paar Streiflichter vom Verlauf des Wettkampfes nachliefern.

Wie oben angedroht kehren wir nochmals anhand einiger Streiflichter zu unseren in Neumarkt gespielten Partien zurück, denn in Wunden muss man bohren, solange diese noch offen sind! -
Wittmann-RegnatPaul Wittmann wollte gegen den Überraschungsgast Markus Regnat nicht in eine Vorbereitung laufen und wählte entgegen seiner sonstigen Gewohnheiten deshalb 1.e4…, worauf sich diese aus der Modernen Verteidigung stammende Theoriestellung ergab. Paul spielte 11.Dd5: und die Partie wurde Remis gegeben. Durchaus verständlich, da 11.-Se5: 12.Dd8: (12.De4-Lf5(!) 13.Db7:-Lc2: ist etwas besser für Schwarz!) 12.-Td8: 13.Se5:-Le5: 14.Lf3-Le6(!) Schwarz einen lockeren Ausgleich garantiert. Stattdessen steht die Fortsetzung 11.Lf4-Dc7 12.Ta3-Se5: 13.Kh1-Td8 14.Te3-f6 15.b3-Lf5 16.Da1 zu
Kipferl-ZieglerBuche, die jedoch an dieser Stelle mit leichtem Vorteil für Schwarz endet, eine doch seltsame Theorieweisheit! - Mit einer ziemlich ungewöhnlichen Fortsetzung der Französischen Abtauschvariante konfrontiert, erreichte Peter Ziegler ohne weitere Aufreger diese Stellung gegen Wolfgang Kipferl. Die Position im Diagramm ist schlicht und ergreifend völlig ausgeglichen und es ist kaum zu sehen, wie Schwarz etwa nach 26.-Te2:+ 27.De2:-Dc6 28.Dd3 noch weitere Fortschritte erzielen soll, so dass die Partie hier bei knapper Zeit von Peter Remis gegeben wurde. - Dagegen stand Thomas Gebhard nach
Gebhard-Brunnerdem Üben einer theoretischen Hauptvariante im Caro-Kann mit Wolfgang Brunner in der Diagrammstellung schon etwas besser. Doch vergab er hier seinen dauerhaften Minimalvorteil durch 25.Lc6:?, wodurch sich nach 25.-Kc6: 26.f3-Thg8 27.Te2 eine eher für Schwarz bessere Position ergab, die aber an dieser Stelle ebenfalls als Remis beendet wurde. Stattdessen könnte Weiß nach dem besseren 25.Ta4 weiter um Vorteil kämpfen, da dann 25.-f5? mit 26.Lc6:!-Kc6: 27.de5: bzw. das Manöver 25.-Se7?! 26.c4-Sg6 mit 27.c5-Le7 28.La5+-Kc8 29.Tb4 und deutlich besserer Stellung
Helm-Zabarskabeantwortet werden könnte. - Einer anderen ungewöhnlichen Fortsetzung der Französischen Abtauschvariante sah sich Natalia Zabarska gegenüber gestellt. Hier nun griff Natalia leider mit 19.-ba2:? fehl, da die Fortsetzung 20.Df8:+-Df8: 21.Lf8:-Kf8: 22.Tfc1 zugunsten von Weiß endet, zumal nach 22.-Sc4? (Besser war noch 22.-Ta4.) 23.Tc2!, wonach der Bauer auf a2 einfach verloren geht. Danach konnte Jonathan Helm seine Mehrqualität technisch sauber verwerten. Deutlich besser war dagegen 19.-b2!, wonach 20.Lb2:-Sa4 21.Dc1-Sb2: 22.Db2:-Ta4 völlig ausgeglichen ist, bzw. nach
Winterfeldt-Moesl20.Tab1-Tf7 21.Db4 Schwarz mit 21.-Tfa7 22.Lb2:-Ta2: sogar die Initiative an sich reißt. - Ebenso stellte Steffen Winterfeldt seine gleich stehende Stellung gegen Sebastian Mösl einfach ein. Nach einer Sokolsky-Eröffnung waren die beiden zur Diagrammstellung gelangt. Am Besten scheint hier 15.Se2 zu sein, wonach zum Beispiel die Abwicklung 15.-Le4 16.Le4:-De4: 17.Ld4 sogar ein aufkeimendes weißes Druckspiel am Damenflügel ergibt. Jedoch mutet das wirklich gespielte 15.De2? der Stellung eindeutig zu viel zu, denn nach 15.-Dc5 16.Tfd1 16.-Se4 17.Se4:-de4: 18.Lg4-Lg4: 19.Dg4:-Dc2: hat
Simon-AhlichSchwarz einen Bauern profitiert. Das brachte Steffen etwas aus der Fassung, denn ziemlich zügig folgten noch zwei weitere Materialopfer und der Kampf war vorüber. - Danach folgte ein Erfolgserlebnis. Nach einer doch ziemlich vogelwilden Variante der Italienischen Eröffnung kam Thomas Ahlich aus einer wohl irgendwann schon verlorenen Stellung gegen Martin Simon durch ein Bauernopfer zurück ins Spiel. In einer heißen Zeitnotphase mit durchaus wechselndem Verlauf hatten die beiden dann diese Position auf dem Brett. Hier nun behielt Thomas nach 32.De1?? mit dem durchaus formschönen 32.-Dg2#
Junker-OttRecht! Wie ersichtlich bietet jedoch die weiße Stellung nach dem unwesentlich besseren 32.Df1 womöglich noch die eine oder andere Gewinnidee. - Nach dem Euphorieschub dieses Sieges folgte jedoch zeitnah die totale Ernüchterung. Nach einer langen Abwehrschlacht mit einem Minusbauern aus einer Sizilianischen Eröffnung heraus, hatte plötzlich das resultierende Turmendspiel für Hans Ott wieder recht haltbar ausgesehen. Nach der Zeitnot geschuldetem beidseitig ungenauem Spiel war dann folgende Stellung entstanden. Doch wollen wir ehrlich sein, natürlich bedeutet das von Hans gewählte 49.
Link-Niebler-Ta8?? das sofortige Ende, da Christian Junker nicht sehr lange benötigte, um 50.Tf8+ zu finden. Doch auch nach 49.-Ke8 50.Tg7-Kf8 51.Tg6:-Kf7 52.Th6-Ta8 53.Kb4 hätte den Schwarzen noch Einiges von einem Remis getrennt. - So jedoch war der Wettkampf gelaufen, doch konnten wir wenigstens noch Andreas Link beim Vollenden seines Kunstwerkes bewundern. Nach Zugumstellungen war auf dem Brett wohl eine Königsindische Verteidigung entstanden, in der Andreas einen mächtigen Angriff am Königsflügel vom Zaune brach. Durch ein Qualitätsopfer schien sich sein Gegenüber Andreas Niebler entlasten zu können, doch Andreas spielte sehr exakt weiter und erreichte letztlich diese Stellung. Klar ist, dass die weiße Stellung gewonnen ist, doch die Schlussabwicklung finde ich reizend. Denn durch 50.Td4:!?-ed4: 51.Dd4:-Db3?! 52.Tf6:! gab Andreas ganz locker beide Mehrqualitäten zurück, doch sein Gegner gab nach 52.-Sf6: 53.Df6: umgehend die Partie auf. Das war eine sehr gute Leistung, die einzige dieser Art an diesem rabenschwarzen Tag! [ZAPF]