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Zabo-Eintracht I - SW Nürnberg Süd IV 7,0 : 1,0

"Aus dem Tagebuch eines gealterten Hausmannes..."
oder: Ein Grund mehr aufzusteigen!

"Samstag, 23.10.2010, 00:01 Uhr: Endlich hat dieses leidige ´Wassertrinken´ ein Ende, meine Partie ist beendet, der Wettkampf ist gewonnen, jetzt schnell ein ´Herrengedeck´ geordert und das Wochenende kann beginnen. - Samstag, 23.10.2010, 02:13 Uhr: Zu meiner großen Überraschung habe ich noch eine Mitfahrgelegenheit in heimatliche Gefilde bekommen. Zu meiner noch viel größeren Überraschung habe ich diese Möglichkeit sogar anstelle der Variante ´Versumpfen´ wahrgenommen und betrete in einem noch gediegen zu nennenden Zustand meine Wohnstätte. - Samstag, 23.10.2010, 03:03 Uhr: Irgendwann muss ich einmal ein Buch mit dem Titel ´Nachdurst und Völlegefühl´ schreiben, denn wie befürchtet wurde mein Weg in das Schlafzimmer durch einen längeren Aufenthalt im Esszimmer unterbrochen, da ich nach einer gründlichen Untersuchung des Kühlschrankes dem Angebot an ´Wurstsalat und Buttermilch´ einfach nicht widerstehen konnte. - 23.10.2010, 03:05 Uhr: Da ich an Wochentagen den ´Fünf-Uhr-Aufstehern´ angehöre wurde mein Weg in das Schlafzimmer nach 22 ´Wachstunden´ neuerlich unterbrochen, bereits im Wohnzimmer übt das dortige Sofa eine zu große Anziehungskraft auf mich aus und ich falle in einen traumlosen Schlaf. - Samstag, 23.10.2010, 06:33 Uhr: Meine geliebte Hauskatze ´Nana´, benannt nach einem Roman von Emile Zola, hat bereits vor einer gefühlten halben Stunde mit ihrer wirkungsvollsten ´Weckzeremonie´ begonnen, die aus einem Wechselspiel zwischen presslufthammerartigen Brummen und begeisterten ´Mit-einer-Kralle-in-der-Nase-des-zu-Weckenden-bohren´ besteht. Mein Widerstand ist gebrochen, ich verfluche das Vieh innerlich, doch natürlich gehorche ich und betätige mich als ´Dosenöffner´ und ´Kloreiniger´. Kaffee, Kaffee, Kaffee... - Samstag, 23.10.2010, 07:18 Uhr: Einige Zeit im Badezimmer verbracht, einer rituellen ´Sitzung´ mit meiner Tageszeitung folgte eine rituelle ´Duschung´ mit kaltem Wasser. Trotzdem ist das Ergebnis laut Aussage meines Spiegelbildes bestenfalls ´ausreichend´ - Samstag, 23.10.2010, 13.00 Uhr: Der Kachelofen ist gereinigt, die Wäsche gewaschen, das Mittagessen gekocht, der Großeinkauf erledigt und dieser Artikel geschrieben. Außerdem habe ich pädagogisch wertvolle Gespräche mit meinen beiden Kindern geführt und neuerlich die liebenden, doch ebenso mahnenden Worte meiner Ehefrau vernommen. Es ist Zeit aufzubrechen, der Club erwartet mich!" - Und dies Alles nur, weil wir nicht mehr am Sonntag spielen, sondern am Freitag. Bitte, oh Herr, erhöre das Flehen eines auf dem Zahnfleisch dahin kriechenden gealterten Hausmannes und lass dieser Mannschaft den Wiederaufstieg gelingen!

Wettkämpfe mit recht hohen DWZ-Differenzen verlaufen ziemlich häufig nach folgendem Muster: Nach zwei bis drei Spielstunden deutet noch überhaupt nichts auf irgendeine Überlegenheit des Favoriten hin, doch nach Ablauf der Spielzeit hat dieser dann deutlich gewonnen. Und genauso verlief auch unser Wettkampf gegen SW Nürnberg Süd IV, bei dem wir im Durchschnitt zirka 200 DWZ-Punkte mehr als unsere Gegner in die Waagschale legen konnten. So stand unsere komplette "Stamm-Sieben" nach der Eröffnugsphase überwiegend ausgeglichen, vereinzelt etwas bequemer. Doch speziell beim Übergang vom Mittel- ins Endspiel gelang es unseren "Kämpen" schließlich doch, ihren "Marktwert" auch auf das Brett zu bringen. So stellten sich zumindest mir die Spielverläufe in den Paarungen Werner Müller - PAUL WITTMANN (Brett 1, Bird-Eröffnung, 0 - 1 nach 35 Zügen), THOMAS GEBHARD - Harald Rost (Brett 2, Damenindisch im Anzug, 1 - 0 nach 39 Zügen), Dietrich Pahlen - CHRISTIAN BRENNER (Brett 3, Königsindisch, 0 - 1 nach 58 Zügen), Willibald Eisenmann - MATHIAS BAUMANN (Brett 5, Slawisches Damengambit, 0 - 1 nach 39 Zügen) sowie Adelbert Röckl - GERHARD KELLER (Brett 7, Königsindisch im Anzug, 0 - 1 nach 51 Zügen) dar. Kurioserweise endeten zwei Bretter, bei denen nach der Eröffnung in meinen Augen bereits deutliche Vorteile auf unsere Seite lagen mit Remis, nämlich THOMAS AHLICH - Horst Bertram (Brett 4, Damenindisch im Anzug, 0,5 - 0,5 nach 42 Zügen) und PETER ZIEGLER - Volker Elpelt (Brett 6, Damenfianchetto, 0,5 - 0,5 nach 31 Zügen). Eine phantastische Partie spielte dagegen unser "Edel-Reservist" HELMUT GOTTSMANN - Wolfgang Lutz (Brett 8, Sizilianisch, 1 - 0 nach 26 Zügen), indem er eine kleinere Eröffnugsungenauigkeit seines Kontrahenten gnadenlos ausnutzte und nachfolgend zu einem sehenswerten Mattfinale verdichtete, eine echte Glanzpartie! - Diese Eindrücke müssen vorerst genügen, denn in Kürze steht bei mir das CLUBSPIEL gegen WOLFSBURG auf dem Programm! Wahrscheinlich werde ich mich am Montag über "weitere schmutzige Details" verbreiten. [ZAPF]

Nach Durchsicht aller Partien muss ich im Nachhinein meine euphorische Beurteilung unserer eigenen Chancen vom Freitag etwas revidieren und bei den betroffenen (Gäste-)Spielern um Verständnis bitten. An den Brettern 1 - 3 scheint meine Einschätzung richtig gewesen zu sein. Laut "FRITZ" kamen die Unsrigen dort jeweils mit Bewertungen um die "+1.00" in Endspiele, die sie dann auch gewinnen konnten. An Brett 4 stand jedoch THOMAS AHLICH offenbar zu keinem Zeitpunkt wirklich besser und speziell die Schlußstellung hätte wohl eher sein Gegenüber Horst Bertram weiterspielen sollen. An Brett 5 hatte MATHIAS BAUMANN einige Zeit eine recht gedrückte Stellung zu verwalten, aus der er sich zwar vorteilhaft befreien konnte, doch die Endstellung scheint von seinem Gegner Willibald Eisenmann zumindest viel zu früh aufgegeben worden zu sein. An Brett 6 kam PETER ZIEGLER in einem Mittelspiel zu drei Mehrbauern und einer Bewertung um die "+4.50", ehe er die Stellung in Zeitnot zum Remis mißhandelte. Hier war sein Gegner Volker Elpelt wohl mit Fortuna im Bunde. Schließlich stand auch GERHARD KELLER bis vor seinem geglückten Konter fast die gesamte Partie über eher schlechter. Zwischendurch vergab sein Kontrahent Adelbert Röckl sogar eine klare Gewinnfortsetzung. Somit fiel unser Mannschaftserfolg unterm Strich wohl um Einiges zu hoch aus.

diagottsmann-lutzAbschließend möchte ich jedoch noch einmal auf unsere schönste "Einzelleistung" eingehen. Nach einem der Theorie wohlbekannten Eröffnungsfehler in der Sizilianischen Verteidigung hatte Wolfgang Lutz schon frühzeitig einen ganzen Turm geben müssen, wonach die Stellung natürlich verloren war. Trotzdem finde ich es sehenswert, wie HELMUT GOTTSMANN in der Diagrammstellung zur Linken zum Mattangriff bläst, ganz nach dem Motto: "Mit voller Hose ist gut stinken!" Denn Weiß am Zuge gewinnt mit 21. Td5:+(!!) - ed5: 22. Te1(!) - Diese beiden Züge galt es zu finden. 22. - Lf8 23. Sc5+ - Lc5: 24. Dc5: - Lb7 25. De7+ - Kc8 26. Dc7 Matt! Eine wunderbare Kombination zum wichtigen 1 - 0 für die Mannschaft. [ZAPF]